Mörder auf Urlaub (DDR/YU 1965, Boško Bošković, mit u.a. Vjekoslav Afrić, Slobodan Cica Perović und Annekathrin Bürger).
07.03.2025, 18:00 Uhr und 10.03.2025, 19:00 Uhr im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums.
In den 1960er Jahren war das sozialistische, doch blockfreie Jugoslawien für Filmproduktionsfirmen aus beiden deutschen Staaten ein beliebter Koproduktionsstandort – nicht nur für Karl-May-Verfilmungen. 1965 entstanden hier gleich zwei Spielfilme, eine west- und eine ostdeutsche Produktion, die sich im Genre des Kriminalfilms mit der nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit auseinandersetzen.
Für Mörder auf Urlaub, eine DEFA-Koproduktion mit Bosna Film, verfasste das Drehbuch Đorđe Lebović, der im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz inhaftiert war und später bei bekannten Partisanenfilmen als Szenarist mitwirkte (Valter brani Sarajevo, 1972; Partizanska eskadrila, 1979). Am Strand eines jugoslawischen Ferienorts ist ein Schweizer Tourist ermordet worden. Verdächtigt ist vor allem die Familie des Schweizer Fabrikanten Paul Jasseline, der dort ebenfalls Urlaub macht. Was zunächst wie eine Eifersuchtstat wirkt, entwickelt bald eine politisch-historische Dimension, denn Jasseline scheint eine Vergangenheit als KZ-Kommandant Meier zu haben. Die ambitionierte DEFA-Koproduktion, so Elvira Mollenschott in der Tageszeitung Neues Deutschland, schwankt dabei zwischen „aufrüttelndem Appell gegen die Verjährung der Naziverbrechen“ und „den erprobten Mitteln des Kriminalreißers“ (1.8.1965).
Einführung am 07.03.: Borjana Gaković
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Zeugin aus der Hölle (BRD/YU 1965, Živorad Mitrović, mit u.a Irene Papas, Heinz Drache, Daniel Gélin).
07.03.2025, 20:00 Uhr und 14.03.2025, 18:00 Uhr im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums.
Eine Koproduktion von Artur Brauners CCC-Filmkunst mit Avala-Film Belgrad, die im Nachgang des Frankfurter Auschwitz-Prozess entstand. Bei Ermittlungen gegen den inzwischen zu einer bundesrepublikanischen Industriegröße aufgestiegenen NS-Verbrecher Dr. Berger stößt Staatsanwalt Hoffmann in Zeugin aus der Hölle auf Aussagen, die die jüdische KZ-Überlebende Lea Weiss (Irena Papas) kurz nach dem Krieg gegenüber dem jugoslawischen Journalisten Bora Petrović machte. Gemeinsam versuchen Hoffmann und Petrović, die traumatisierte Zeugin zu einer erneuten Aussage vor Gericht zu bewegen. Doch diese weiß, dass sie dem Durchleben der wiederkehrenden Erinnerungen und der Rekonstruktion der erfahrenen Leiden im Prozess nicht gewachsen sein wird – zumal sie von Handlangern des Täters weiterhin terrorisiert wird. „Die Bürger der Bundesrepublik werden immer wieder mit Prozessen gegen KZ-Verbrecher konfrontiert. Viele sagen und schreiben, daß man die Vergangenheit endlich begraben sollte. Dieser Tendenz versucht dieser Film gewissermaßen als ein ‚optischer Aufruf’ zu Zivilcourage und Bekennermut entgegenzutreten.“ (Evangelischer Film-Beobachter, 11.11.1967)
Einführung am 07.03.: Borjana Gaković