04.02.2005, im Zeughauskino.
„China ist in vieler Hinsicht das Ideal des Films“, erklärte „Das große Bilderbuch des Films“ 1921 seinen Lesern. Im selben Jahr feierte Edmund Heubergers populärer Sensationsfilm Die Sonne Asiens (1921) seine Premiere, und zu seinen Produktionswerten zählte ganz sicher sein vor wackeligen heimischen Kulissen inszeniertes exotisches Ambiente. Chinesische und indische Themen florierten in den unmittelbaren Nachkriegsjahren als Teil einer ganzen Welle von exotischen Abenteuerfilmen (Opium, Die Spinnen, Das indische Grabmal), die dem am Reisen gehinderten Publikum zumindest imaginäre Fluchtlinien aus dem „abgeschnittenen und verstümmelten Vaterland“ (Siegfried Kracauer) eröffneten. Neben seiner für westliche Zuschauer unterhaltenden Funktion reflektierte ein Teil dieses Film-Zyklus zugleich auch das durch den Ersten Weltkrieg massiv veränderte politische Verhältnis zwischen Deutschland und der außereuropäischen Welt. In Die Sonne Asiens wird dies ganz deutlich: Er griff spätestens seit der Niederschlagung des „Boxer-Aufstands“ auch in Deutschland verbreitete rassistische Ängste vor einer drohenden „Gelben Gefahr“ offen auf und vermengte sie mit einer melodramatischen und abenteuerlichen Kriminalhandlung aus dem Reservoir der zeitgenössischen Kolportageliteratur.
Der in Europa ausgebildete, chinesische Chemiker Dr. Kuen-Li versucht, künstliches Gold herzustellen, um sein Vaterland mit friedlichen Mitteln von der wirtschaftlichen Bevormundung durch den Westen zu befreien. Sein Vater hingegen ist der Anführer einer sagenumwobenen Geheimgesellschaft, die im Verborgenen den bewaffneten Aufstand gegen die europäischen Ausbeuter plant. Zu diesen fremden Geschäftsleuten zählt auch der Faktorei-Besitzer Van der Loo (Paul Otto), dessen Tochter Ethel (Irena Marga) mit Dr. Kuen-Li verheiratet ist. Nach einer Reihe von Abenteuern und Stunts bricht die Revolte aus, und Ethel gerät zwischen die Fronten.
Ungewöhnlich an Die Sonne Asiens ist nicht nur, dass mit Henry Sze (Die Herrin der Welt) ein asiatischer Darsteller die Hauptrolle spielte, sondern auch, dass der Film schließlich mit einem patriotischen Appell zur „Völkerverständigung“ endet.
Vorfilm: Luny als Chinese (D 1916, Gerhard Dammann)
Einführung: Tobias Nagl
Klavierbegleitung: Peter Gotthardt