Der „Lange Filmsonntag“ am 21. Mai 2006 im Zeughauskino bot die seltene Gelegenheit, drei Film-Adaptionen der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill zu sehen und zu vergleichen.
Am 19. Februar 1931 wurde Die 3-Groschen-Oper von G. W. Pabst im Berliner Kino Atrium feierlich uraufgeführt. 75 Jahre später liegt dieser Filmklassiker in einer vom Kameranegativ gezogenen neuen Kopie vor, die auch das fast quadratische Bildformat (1:1.19) des frühen Tonfilms berücksichtigt.
Neben der deutschen Fassung zeigten wir auch die von Pabst in den gleichen Dekorationen gedrehte französischsprachige Version.
Ferner war die Ende 1930 bei Telefunken auf Schallplatte erschienene Kurzfassung der Brechtschen Inszenierung zu hören. Für diesen auf knapp 30 Minuten kondensierten „Querschnitt“ hatte Brecht eigens verbindende Worte geschrieben.
Der „Filmsonntag“ endet mit der Dreigroschenoper von Wolfgang Staudte 1963 in Farbe und Cinemascope gedreht. „Ganz im Geiste Brechts“ verstand Staudte seinen Film – die Kritik aber ließ kein gutes Haar an seiner Inszenierung: „Verwandlung in ein Musical von mittlerer Qualität“, „kommerzielle Spekulation“, „ent-brechtet“ lauteten die harschen Urteile.
Die Dreigroschenoper, so der Filmkritiker Willy Haas 1963, „steht heute über allem politischen Parteigezänk: sie ist ein Zeitdokument und ein Zeitklassiker hohen Ranges, der noch lange über seine und unsere Zeit hinaus leben wird.“ Heute sind die filmischen Adaptationen dieser Bettleroper selbst Zeitdokumente und Zeitklassiker geworden.
Der lange Filmsonntag – Die 3-Groschen-Oper
So. 21. Mai 2006, Zeughauskino
15:00
L’Opera de quat sous / Die 3-Groschen-Oper, französische Version
F 1931, R: G. W. Pabst, D: Odette Florelle, Albert Préjean, Gaston Modot, Margo Lion, Hermann Thimig, Wladimir Sokoloff, M: Kurt Weill, Originallänge: 107’
Kopie: CNC
17:00
Die 3-Groschen-Oper auf Schallplatte (Telefunken, 1930). Mit Lotte Lenja, Willi Trenk-Trebitsch, Erika Helmke, Erich Ponto, Kurt Gerron (verbindende Worte), Lewis Ruth Band und Theo Mackeben (Dirigent), 27’
Eintritt frei
Kopie: DRA, Wiesbaden
19:00
Die 3-Groschen-Oper
D 1931, R: G. W. Pabst, D: Rudolf Forster, Carola Neher, Reinhold Schünzel, Fritz Rasp, Valeska Gert, Lotte Lenja, Hermann Thimig, Ernst Busch, Wladimir Sokoloff, M: Kurt Weill, Originallänge: 112’
Kopie: BA-FA
21:00
Die Dreigroschenoper
BRD/F 1963, R: Wolfgang Staudte, D: Curd Jürgens, Hildegard Knef, Gert Fröbe, Hilde Hildebrand, Lino Ventura, Walter Giller, Sammy Davis jr., Eastmancolor, Cinemascope, Originallänge: 124’
Kopie: SDK
Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Stiftung Deutsche Kinemathek.
Einführungen: Jeanpaul Goergen