Im Mai 1942 drehte ein deutsches Filmteam einen tendenziösen Bericht über die Lebensverhältnisse im Warschauer Ghetto, in dem kontrastreich der Unterschied zwischen Armut und Reichtum der Ghettobewohner hervorgehoben werden sollte. Die Aufnahmen, als Fragment und ohne Tonspur überliefert, wurden in der NS-Zeit nicht für die öffentliche Vorführung verwendet. Die Filmbilder transportieren stereotype Vor- und Darstellungen der nationalsozialistischen Propaganda über das europäische Judentum. Dass „die Juden“ durch Ausgrenzung und Konzentrierung dem nationalsozialistischen Propagandabild „des Juden“ angepasst wurden und diese erzwungene Realität wiederum die Bilder lieferte, die zu ihrer Begründung dienten, sollte in dem Film nicht ersichtlich werden.
Ein Programm zum Internationalen Holocaust-Gedenktag 2010 (am 27. Januar).
Einführung: Anja Horstmann, M.A., Universität Bielefeld. Forschungen über Judenaufnahmen ‚fürs Archiv‘. Die Gleichzeitigkeit von Archivierung und Vernichtung in „Dokumentarfilmen“ 1942-1945.
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
16. Januar 2010, Metro-Kino, Wien, 19.30 Uhr
25. Januar 2010, Arsenal 2, Berlin, 19.00 Uhr