Sprengbagger 1010 (D 1929, R/B/P: Carl Ludwig Achaz-Duisberg , K: Helmar Lerski u.a. , D: Heinrich George, Iwan Kowal-Samborski, Paul Biensfeldt, Paul Henckels, Viola Garden, Ilse Stobrawa, 67′ 35 mm, OmU)
Ende 1929 – der Tonfilm ist bereits in aller Munde – kommt eine der ungewöhnlichsten Produktionen des Stummfilms in die Kinos. Sprengbagger 1010 ist ein betont wuchtiger, fast monumentaler, heute monströs anmutender Film. Gedreht mit großem Budget und Starbesetzung, ist Sprengbagger 1010 das Werk eines Außenseiters mit allerdings besten Verbindungen. Carl Ludwig Achaz-Duisberg, Autor, Regisseur und Produzent des Films, ist eigentlich Theater-Schauspieler. Als Sohn des Großindustriellen Carl Duisberg, Chef der I.G. Farben, kann er in seiner ersten und einzigen Filmregie aus dem Vollen schöpfen.
Der Star Heinrich George gibt ein Gegenbild zu seiner Metropolis-Rolle. In Sprengbagger 1010 spielt George einen gerissenen Industriemagnat, der mit einer neuen, brachialen Schürftechnologie einen Braunkohle-Tagebau erschließen will. Der eigentliche Konflikt ist in die Figur des Chefingenieurs verlegt, der aus der ländlichen Region stammt, die industriell zerstört werden wird. Spiegel der Krise des die Technologie nur formelhaft beherrschenden Ingenieurs sind die ihn umgebenden Frauen, die völlig konträr gezeichnet sind: die eine supermodern, dem Fortschritt und Erfolg mit allen Mitteln verschrieben; die andere heimatverbunden, einfühlsam, aber hilflos; dazu die Großmutter, die sich und ihre alte Mühle vor dem Ansturm der Technik lieber selbst verbrennt. In dieser melodramatischen Dreiecks-Anordnung, eingerahmt von ausgefeilten Bildern avantgardistisch stahlblitzender Industriearchitektur der Leuna-Werke, entfaltet Achaz-Duisberg ein ökologisches Drama mit einer im Finale verstörend brutalen Maschinengewalt. Wir zeigen die restaurierte Fassung des Bundesarchiv-Filmarchiv. Zu hören ist die historische Originalmusik für Orchester, Chor, Sauerstoffflaschen und Sirenen von Walter Gronostay, die vom WDR Rundfunkorchester Köln unter der Leitung von Titus Engel eingespielt worden ist. Besonderer Dank an Nina Goslar (ZDF/ARTE). (jk)
Einführung: Jürgen Kasten
Am 4.1.2013 um 19.00 Uhr Zeughauskino des Deutschen Historischen Museum