MADAME BOVARY (D 1937, R: Gerhard Lamprecht, D: Pola Negri, Aribert Wäscher, Ferdinand Marian)
ROMANZE IN MOLL (D 1943, R: Helmut Käutner, D: Marianne Hoppe, Paul Dahlke, Ferdinand Marian)
DIE NACHT DER ZWÖLF (D 1944/48, R: Hans Schweikart, D: Ferdinand Marian, Dagny Servaes)
HARLAN – IM SCHATTEN VON „JUD SÜSS“ (D 2008, R/B: Felix Moeller)
3. – 4. April, Zeughauskino, 19.00 + 21.00 Uhr
Der Schauspieler Ferdinand Marian war eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Kino. Kein anderer männlicher Filmdarsteller verfügte als Liebhaber über soviel melancholische Noblesse und als Schurke über eine so abgründige Tiefe. Gespaltene Persönlichkeiten waren seine Figuren immer – stets getrieben von innerer Unruhe und obsessivem Verlangen artikulieren sie ein traumatisiertes Bild des Männlichen.
Ferdinand Marian, geboren am 14. August 1902, entstammte einer Künstlerfamilie und kam nur widerwillig zum Theater und Film. Dennoch wurde er ein bedeutender Schauspieler. Zu seinen herausragenden Rollen auf der Bühne zählten der Jago und der Don Juan. 1940 spielte Marian die Titelrolle in dem antisemitischen Propagandafilm JUD SÜSS, nachdem er sich ein Jahr lang vergeblich gegen den offiziellen Auftrag aus dem Propagandaministerium gewehrt hatte. Marians Darstellung zeigte „keine antisemitische Karikatur, sondern realistisch einen Juden, der sich in einem von Judenhass durchtränkten Deutschland assimilieren möchte“ (Friedrich Knilli: Jud Süß). Stigmatisiert durch seine Mitwirkung in einem der perfidesten Propagandafilme des NS-Regimes, stirbt Ferdinand Marian am 9. August 1946 bei einem Autounfall in der Nähe von München. (Konzeption und Einführungen: Renata Helker)
• MADAME BOVARY (D 1937, R: Gerhard Lamprecht, D: Pola Negri, Aribert Wäscher, Ferdinand Marian, Paul Bildt, Werner Scharf, 91’)
 Adaption des gleichnamigen Romans von Gustave Flaubert. Der Arzt Dr.  Bovary (Aribert Wäscher) reist mit seiner Frau Emma (Pola Negri) in die  Kleinstadt Yoinville, um dort eine Praxis zu eröffnen. Während er mit  den Ressentiments der Bewohner zu kämpfen hat, träumt Emma Bovary vom  gesellschaftlichen Aufstieg und einem eleganten Lebensstil in Paris. Nur  allzu gern lässt sich die von ihrem nüchternen und etwas einfältigen  Gatten vernachlässigte Frau von dem galanten Rechtsanwalt Dupuis (Werner  Scharf) unterhalten. Schon bald aber muss der Anwalt Yoinville  verlassen, um die Praxis seines kranken Vaters in Rouen zu übernehmen.  Um der quälenden Tristesse ihres Kleinstadtdaseins zu entgehen, beginnt  Emma ein leidenschaftliches Liebesverhältnis mit Roudolphe Boulanger  (Ferdinand Marian), den sie auf einem Ball des Marquis de Andervillier  (Georg Heinrich Schnell) kennen gelernt hat. Boulanger verspricht ihr  eine gemeinsame Zukunft, distanziert sich dann aber kurzfristig von  seinem Versprechen, um sein gesellschaftliches Renommee nicht zu  gefährden. Madame Bovary stürzt in eine schwere Nervenkrise…
 Einführungsvortrag: Renata Helker
 am 3.4. um 19.00 Uhr / Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
• ROMANZE IN MOLL (D 1943, R: Helmut Käutner, D: Marianne Hoppe, Paul Dahlke, Ferdinand Marian, Siegfried Breuer, Elisabeth Flickenschildt, 100’)
 Verfilmung nach der Novelle Les Bijoux von Guy de Maupassant. Als  der Buchhalter (Paul Dahlke) eines Abends vom Kartenspiel spät nach  Hause kommt, findet er seine Frau wie schlafend im Bett. Bald gerät er  in Bestürzung: Seine von ihm so behütete junge Frau (Marianne Hoppe) hat  Gift genommen. Eine Perlenkette, die er beim Pfandleiher versetzen  will, führt ihn auf eine überraschende Spur. Madeleine war die Geliebte  eines erfolgreichen Komponisten (Ferdinand Marian). Ihr Lächeln hatte  ihn zur Komposition des Liedes Romanze in Moll inspiriert. Um dieser  Liebe willen führte Madeleine ein Doppelleben, das sie in tragische  Verwirrung stürzte. Als eines Tages ihr Geheimnis entdeckt und sie von  dem Vorgesetzten (Siegfried Breuer) ihres Mannes erpresst wird, findet  sie aus dem Dilemma keinen anderen Ausweg als den Tod. „Daß in so einer  banalen Geschichte (…) sogar noch Poesie stecken kann, das hat mich,  glaube ich, mein Leben lang fasziniert.“ (Eberhard Fechner) – ROMANZE IN  MOLL handelt von der Sehnsucht der Frau – sie ist das „Opfer in dieser  Liebesunordnung, die ‚zu‘ sehr liebende Frau, die keine soziale Bahn  findet, ihren Ausdruck zu artikulieren.“ (Karsten Witte: Im Prinzip  Hoffnung – Helmut Käutners Filme, in: Käutner, Edition Filme, Berlin 1992).
 am 3.4. um 21.00 Uhr / Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
• DIE NACHT DER ZWÖLF(D 1944/48, R: Hans Schweikart, D: Ferdinand Marian, Dagny Servaes, Mady Rahl, Elsa Wagner, 89’)
 Leopold Lanski (Ferdinand Marian), ein angeblicher Immobilienmakler und  berufsmäßiger Heiratsschwindler, wird von einer Witwe (Dagny Servaes)  zum Universalerben ihres Vermögens ernannt. Ohne lange zu überlegen,  bringt er die feine Dame noch am selben Tag um. Schon bald muss er  jedoch erfahren, dass er sein Erbe nicht antreten kann, da das Testament  noch gar nicht unterschrieben worden war und damit nicht rechtskräftig  ist. So verspricht Lanski weiterhin einer Frau nach der anderen die Ehe,  einer nach der anderen nimmt er das Geld ab. Gleichwohl ist keine der  Frauen bereit, sich im polizeilichen Verhör als geschädigt zu erklären.  Denn inzwischen ist die Polizei auf ihn aufmerksam geworden… Marian  „verpackt seine Sinnlichkeit in seidene Hemden und Hosen in  messerscharfen Bügelfalten, in einem feierlichen Abendanzug oder in  sportliche Straßenkleidung, entsprechend den sexuellen  Verkleidungsphantasien seiner Kundinnen.“ (Friedrich Knilli: Ich war Jud Süß, Berlin 2000)
 Einführung: Renata Helker
 am 4.4. um 19.00 Uhr / Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
• HARLAN – IM SCHATTEN VON „JUD SÜSS“
 D 2008, R/B: Felix Moeller, 100’    Beta SP
 Ein bemerkenswerter Dokumentarfilm über den berühmt berüchtigten  Regisseur Veit Harlan, dessen Name für alle Zeit mit dem schändlichsten  antisemitischen Spielfilm der NS-Zeit JUD SÜSS verbunden ist. Felix  Moeller lässt in seinem Werk Söhne, Töchter, Enkel und weitere Verwandte  zu Wort kommen, die sich sehr unterschiedlich zu Veit Harlan äußern.  Zahlreiche Filmausschnitte und bisher unveröffentlichtes  Privatmaterial  aus dem Familienarchiv geben einen tiefen Einblick in Leben und Werk  des Filmemachers, vor allem aber zeigt der Dokumentarfilm, wie sehr das  eigene Leben der einzelnen Mitglieder der Familie bis heute von Veit  Harlan und seinem Bild in der Öffentlichkeit beeinflusst ist. 
 am 4.4. um 21.00 Uhr 
