Eva Fritzsche (1911–1986) war die einzige Regisseurin der frühen DEFA und gehörte zu den „starken“ Frauenpersönlichkeiten der jungen Firma (zusammen mit der Schnittmeisterin Ella Ensink, der Wochenschau-Chefredakteurin Marion Keller und der Spielfilm-Dramaturgin Marieluise Steinhauer). Fritzsche kam mit KPD- und antifaschistischem (Verbindung zur Schulze-Boysen-Gruppe) und musischem Hintergrund (Ausbildung an der Hochschule für die bildenden Künste 1937–44) zum Dokumentarfilm als derjenigen zeitgenössischen Ausdrucksform, die ihr gemäß schien und die schnell und entschieden auf die „neue Zeit“ reagieren konnte. Als den Beginn dieser neuen Zeit empfand sie die Zäsur 1945 und als absolut entscheidende Chance (auch für sich selbst), nun endlich ohne Zwänge und Gefahren nach wirklich menschlichen Potentialen Ausschau zu halten, sie zu stärken und zu sammeln.
In ihren wenigen Filmen spürte sie Wegen nach, die die Menschen im Alltag der SBZ suchten, um gemeinschaftlich und gleich berechtigt aus der allgemeinen Not heraus ein besseres, würdiges Miteinander zu bauen. Ihr Enthusiasmus und ihre Naivität führte beide Partner bald in die Krise.
Unter dem Titel „Profile“ werden frühe Dokumentarfilme der DDR-Filmgesellschaft DEFA gezeigt, die zwischen 1946 (dem Gründungsjahr der DEFA) und 1952/53 (dem Gipfelpunkt der Stalinisierung in der DDR und zugleich ihrem erstem Krisenjahr) entstanden sind, personalisiert an Joop Huisken, Andrew Thorndike, Eva Fritzsche und Bruno Kleberg. Die Reihe „Profile – der frühe DEFA-Dokumentarfilm“ wird von der DEFA-Stiftung gefördert.
Einführung: Günter Agde
DIE BRÜCKE VON CAPUTH (SBZ 1949)
MAS „FRITZ REUTER“ (DDR 1950)
HAUS DER KINDER (DDR 1950)
Kopien: Bundesarchiv-Filmarchiv
26. März 2004, Arsenal 2