Anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz bietet FilmDokument die seltene Gelegenheit, zwei deutschsprachige Synchronfassungen von NUIT ET BROUILLARD, einem der renommiertesten Dokumentarfilme über den Holocaust, zu vergleichen. Der Essayfilm NACHT UND NEBEL (1956) von Alain Resnais wird nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in der DDR ins Deutsche übertragen. Während aber die bundesdeutsche Fassung nicht zuletzt wegen der Übersetzungsarbeit Paul Celans auch international bekannt wird, gerät die Produktion des DEFA-Studios für Synchronisation von 1960 (Übertragung: Henryk Keisch) schnell in Vergessenheit. Zum ersten Mal laufen beide Synchronfassungen von NACHT UND NEBEL in einem gemeinsamen Filmprogramm.
Nicht deutsch synchronisiert wird dagegen die 1945 entstandene französische Wochenschauproduktion LES CAMPS DE LA MORT (Die Todeslager) mit Aufnahmen aus den befreiten Konzentrationslagern. „Unbestechlich, grausam-objektiv fing die Kamera nur Bilder ein, die unbestreitbare Tatsachen zeigen, Tatsachen, für die es keine Entschuldigung geben darf noch kann.“ In Frankreich gelangt LES CAMPS DE LA MORT nicht in die Kinos, für den nichtkommerziellen Verleih in Deutschland hat die französische Mediathek in Mainz bis Ende der 50er Jahre eine einzige 35mm-Kopie vorrätig. Somit gerät dieser Film fast zwangsläufig in Vergessenheit. Das Wochenschaudokument kann aber sowohl inhaltlich als auch formal als Vorgabe angesehen werden, auf die der Essayfilm von Alain Resnais künstlerisch reagiert.
Einführung: Jörg Frieß und Jeanpaul Goergen
NACHT UND NEBEL (NUIT ET BROUILLARD, F 1956, westdeutsche Synchronisation 1956)
Kopie: Freunde der Deutschen Kinemathek
NACHT UND NEBEL (NUIT ET BROUILLARD, F 1956. DEFA-Synchronisation 1960)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
LES CAMPS DE LA MORT (F 1945)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
28. Januar 2005, Arsenal 2