Im Mittelpunkt von Eichbergs Verfilmung der beliebten Operette von Jean Gilbert stehen zwei Frauen, die dem Moralkodex der französischen Vorkriegsgesellschaft ein Schnäppchen schlagen:
Die junge Susanne Pomarel (Ruth Weyher) führt ein aufregendes Doppelleben, indem sie ihrem Onkel, mit dem sie in einem Provinznest lebt, in regelmäßigen Abständen ins Nachtleben von Paris entwischt. Dort begegnet sie dem betörenden René Boislurette (Willy Fritsch), um den sie mit der adeligen Jacqueline (Lilian Harvey) konkurriert. Für René und Jacqueline ist die Dreieckskonstellation ein willkommener Anlass, durch vermeintliche Kompromittierung, Jacquelines Vater, den Baron des Aubrais (Hans Junkermann) zu zwingen, sein zuvor verweigertes Einverständnis zur Heirat zu geben, um einen Skandal zu vermeiden. Das turbulente Finale, das schließlich auch den Baron noch kompromittiert, findet dann standesgemäß im Moulin Rouge statt.
Eichbergs keusche Susanne ist die Geburtsstunde des Leinwand-Traumpaars Harvey/Fritsch, dessen Ruf als „Operettenstars auch ohne Musik“ und „Inbegriff einer Heiterkeit, deren tänzerischer Anmut kein Realismus etwas anhaben konnte“ (film-dienst, Nr. 15, 1998) der Film nachhaltig prägte.
Willy Haas urteilte anlässlich der Premiere dieses Films: „wenn man überhaupt Operetten verfilmen soll, so kann man sie nicht anders, nicht besser inszenieren, als es Richard Eichberg tut“ (Film-Kurier, Nr. 266, 12.11.1926).
Einführung: Michael Wedel
DIE KEUSCHE SUSANNE (D 1926, R: Richard Eichberg, D: Ruth Weyher, Willy Fritsch, Hans Junkermann, Lilian Harvey)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Am 8. Juli 2007, 21.00 Uhr, im Zeughauskino