… Wie einst Lili Marleen (BRD 1956, R: Paul Verhoeven, D: Marianne Hold, Adrian Hoven, Hannelore Schroth, Käthe Haack, Peter Carsten, Lucie Englisch, 90’)
Schon während der Dreharbeiten 1956 zieht Verhoevens … WIE EINST LILI MARLEEN öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Mit den Worten „Seid ihr schon wieder da?“ stürzt sich ein Passant am Berliner U-Bahnhof Heidelberger Platz auf einen Statisten in brauner Uniform (Der neue Film, 25.6.1956). Der Regisseur versichert: „Ich drehe auf keinen Fall einen Kriegsfilm.“ (Filmrevue, 24.7.1956) Wie der Filmtitel – eine Textzeile des bekannten, von Lale Andersen gesungenen Kriegsschlagers – erwarten lässt, geht es um jenes Lied, das seit August 1941 allabendlich vom deutschen Soldatensender Belgrad gespielt und das – wie die Legende erzählt – von Soldaten aller Kriegsparteien gehört wurde. Es soll sogar in 42 Sprachen übersetzt worden sein.
„… wie einst Lili Marleen“ singt Lale Andersen bei einem Gastauftritt. Die Sängerin beschreibt ihren Schlager als ein Lied, das „von zwei Liebenden erzählt, die aneinander glauben und aufeinander warten, was auch in der Welt um sie herum geschieht.“ Das ist auch die Geschichte von Verhoevens Film. Er handelt von einem deutschen Landser und einer deutschen Kriegsverpflichteten, die sich in den Wirren des Krieges begegnen, aus den Augen verlieren und erst nach Kriegsende im letzten Moment wieder finden. Der Krieg ist aber in … WIE EINST LILI MARLEEN bloßer Hintergrund für die Liebesgeschichte. Diese Tendenz zur Verharmlosung ruft bereits 1956 die Kritiker auf den Plan.
Die Freiwillige Selbstkontrolle gibt den Film nicht für Jugendliche unter 16 Jahren frei, da hier „eine völlig falsche Vorstellung und Begriffsbildung über die Zeit der größten Katastrophe vermittelt wird.“ Und die Filmwoche schreibt: „Das hätten sowohl die Autoren als auch Regisseur Paul Verhoeven noch wissen müssen. Denn wenn man schon vor dem bitteren Hintergrund des Krieges ein zartes Liebesidyll entwickelt, dann kann man auf den zwangsläufig erforderlichen harten Realismus nicht verzichten und ihn schon gar nicht durch verniedlichte Rückblicke, rosarot gefärbten Optimismus und süßliche Rührung ersetzen.“ (6.10.1956) Das Publikum wollte … WIE EINST LILI MARLEEN trotzdem oder vielleicht gerade deswegen sehen.
Einführung: Tobias Ebbrecht
Kopie: Beta Film
Am 7. Dezember 2007, 19.00 Uhr, im Zeughaus-Kino