Friesennot (D 1935 R: Peter Hagen)
Die Handlung des nach der gleichnamigen Novelle von Werner Kortwich
gedrehten Films FRIESENNOT spielt Anfang der 30er Jahre in einem
kleinen, abgelegenen Dorf in der Republik der Wolgadeutschen, einer
ethnischen Enklave in der Sowjetunion. In den intakten Organismus einer
bäuerlichen Gemeinschaft bricht die Rote Armee mit militärischer Gewalt
ein. Sie drangsaliert die Bauern und entwürdigt ihr Gotteshaus.
Beleidigungen und Gewalt steigern sich, bis die Bedrängnis der Bauern in
eine blutige Schlacht mündet: der Aggressor wird vernichtet, die
überlebenden Dorfbewohner verlassen den Ort, um anderswo einen neuen
Platz für ihr bescheidenes Gemeinwesen zu finden.
Der Film FRIESENNOT wurde massiv von der NS-Propaganda vereinnahmt: er
sei „machtvoller Ausdruck nationalsozialistischen Wollens“, schrieb Das
schwarze Korps. FRIESENNOT erhielt das Prädikat „staatspolitisch und
künstlerisch besonders wertvoll“.
In der sowjetischen Öffentlichkeit rief der Film heftige Reaktionen
hervor. Sie sahen massive antisowjetische Tendenzen als Einmischung in
innersowjetische Belange und kritisierten vor allem die annexionistische
Einfärbung des Themas: „Deutsche im Ausland“ sollten „heim ins Reich“
geführt werden. Mit einem „Film der Wahrheit“ wollten deutsche
Emigranten, darunter Erwin Piscator und Julius Hay, einen Gegenentwurf
drehen, der jedoch infolge des beginnenden großen Terrors nicht
realisiert werden konnte.
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv (neugezogene Kopie!)
Einführung: Günter Agde
Am 4. Juli 2008, 19.00 Uhr, im Zeughauskino