R.S.H. Tryster: Von Berlin nach Palästina. Der Weg des Kameramanns Rolf Michael Kneller (1921-2005) – Der in Berlin geborene Kameramann und Fotograf Rolf M. Kneller hat beachtliche Beiträge zur israelischen Filmindustrie geleistet. Nach seiner Assistenzzeit bei Helmar Lerski wird er zu einer treibenden Kraft des palästinensischen Films; später arbeitet er mit Kollegen wie Baruch Dienar, Michael Elkins und Edgar Hirshbein zusammen. 1961 gehört er zu jenen Kameraleuten, die den Adolf-Eichmann-Prozess filmisch dokumentieren. In seinen späteren Jahren leitet er das israelische Büros von Visnews und arbeitet als Regisseur von Wissenschaftsreportagen des israelischen Fernsehens. Das Porträt anlässlich des fünften Jahrestages seines Todes wird durch zwei Nachrufe kürzlich verstorbener Kollegen Knellers, Jacob Marx und Robert Ziller, ergänzt. [3]
Günter Agde: Filmmusik im Zwiespalt: Kurt Schwaens erste Filme. – [13]
Günter Agde: DEFA-Filmexperiment mit einer Oper. – [18]
Ralf Schenk: „Stets nur Glück zu zeichnen, das ist langweilig“. Zu den DEFA-Dokumentarfilmen von Wolfgang Thierse. – Wolfgang Thierse, der spätere Bundestagspräsident, war von 1970 bis 1987 als Autor an sieben DEFA-Dokumentarfilmen beteiligt. Beginnend mit der Studie Mathematiker widmete er sich besonders Themen, die mit der Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, mit Stadtarchitektur und Bildender Kunst zu tun hatten. Die Filme trugen Titel wie Lesesaal und Stadtlandschaften, und sie alle zeichnete aus, dass sie nahe an den Menschen und Dingen waren, mit freundlicher Nachdenklichkeit über den Wert geistiger und künstlerischer Arbeit reflektierten. Thierse, zunächst Assistent an der Sektion Kulturtheorie/Ästhetik der Humboldt-Universität, dann Mitarbeiter der Akademie der Künste und der Akademie der Wissenschaften der DDR, sah das Filmemachen nie als seinen Hauptgelderwerb an. Gemeinsam mit Regisseuren wie Karlheinz Mund und Richard Cohn-Vossen nutzte er die Gelegenheit, mit interessanten Zeitgenossen zusammenzutreffen und den eigenen Horizont zu erweitern. [23]
Jürgen Kasten: Das Grauen der Mütter. Zur Produktions- und Stilgeschichte von Grausige Nächte (1921) von Carl Mayer und Lupu Pick. – Grausige Nächte (1921) ist die dritte Zusammenarbeit des Drehbuchautors Carl Mayer mit dem Regisseur und Produzenten Lupu Pick. Der Film galt lange als verschollen und wurde erst vor einigen Jahren wieder entdeckt. Der Aufsatz behandelt die verschlungene Stoffentwicklungs- und Produktionsgeschichte von Drehbuch und Film. Er versucht diesen darüber hinaus stil- und motivgeschichtlich einzuordnen. Es geht dabei um Aspekte der Mise en scène und einer neuartigen Lichtführung sowie vor allem um das Motiv der Mutter, die sich nach Jahren der traumatischen Trennung ihrem (vermeintlichen) Kind wieder begegnet, das ein zwergenhaftes Monstrum ist. [29]
Kai Nowak: Mythos, Film, Skandal. Wilhelm Dieterles Filmbiographie Ludwig der Zweite (D 1929) als Streitfall regionaler Identitäten. – Wilhelm Dieterle stellt in seiner Filmbiografie Ludwig der Zweite, König von Bayern von 1929 den „Märchenkönig“ als einen von seinem Innersten getriebenen Menschen vor, der an den Zwängen des Amtes und einem intriganten Umfeld scheiterte. Fast 50 Jahre nach dem mysteriösen Tod des Monarchen berührte das Thema immer noch tief das bayerische Selbstverständnis. Rechte Verbände und die bayerische Regierung liefen Sturm gegen den Film, obwohl ihn noch niemand gesehen hatte. Der Filmskandal verschärfte sich, als die Münchener Polizei trotz reichsweiter Zulassung ein örtliches Verbot aussprach. Der Fall schildert eindrücklich, wie sich regionale Identitäten ihrer selbst versichern und allen vermeintlichen Gefährdungen durch einen Film zum Trotz gestärkt aus dem Konflikt hervorgehen. [45]
Chris Wahl: Das Verdienst der Sprecher. Die erste deutsche Synchronfassung von Frank Capras It Happened One Night von 1934. – It Happened One Night war 1934 der erste Film, der mit allen fünf wichtigen Oscars ausgezeichnet wurde. Heute gilt er als Capras größtes, weil einflussreichstes Werk: die erste Screwball-Comedy Hollywoods und vielleicht auch die beste, da in ihrer Perfektion später kaum mehr erreicht. In Berlin lief der Film im Oktober 1935 mit Untertiteln an, und zwar so erfolgreich, dass er Anfang Dezember durch eine Synchronisation ersetzt wurde. Diese Fassung ist allerdings bei heutigen Ausstrahlungen im Fernsehen oder auch bei Veröffentlichungen auf DVD nicht zu bewundern. Stattdessen kommt in diesen Fällen eine 1979 von der ARD produzierte Synchronisation zum Einsatz, die in punkto Sprecherstimmen und Regie deutlich von der früheren Fassung abfällt. [65]
Patrick Vonderau: „In erster Linie ein technisches Phänomen“. Zur ersten deutschen Synchronisation von King Kong (1933). – Der Text beschreibt die erste deutsche Synchronisationsfassung des US-amerikanischen Klassikers King Kong, der 1933 in gleich dreißig Berliner Kinos seine deutsche Erstaufführung erlebte, im Kontext ihrer deutschen Rezeption. Er untersucht in diesem Zusammenhang die Klanglichkeit, stofftlichen Vorbilder, dramaturgischen Probleme sowie die Vertriebsstrategie und die (politische) Kritik, mit der Meriam C. Coopers und Ernest B. Schoedsacks Unterhaltungsfilm im Deutschen Reich lanciert wurde. Wie Vonderau verdeutlicht, würde es zu kurz greifen, die deutsche Bearbeitung allein vor dem Hintergrund der filmpolitischen Rahmenbedingungen zu erklären. [71]
Jeanpaul Goergen: Rotorange und blaugrün. Das Zweifarbenverfahren Ufacolor 1931-1940. – 1931 beginnt die Ufa mit ihrem Zweifarbenverfahren Ufacolor eine weitere Etappe im technologischen Wettrennen um ein ästhetisch überzeugendes und produktionstechnisch umsetzbares Farbfilmverfahren. Mit dem auf zwei Farben beruhenden Ufacolor ist aber nur eine Annäherung an die angestrebte natürliche Farbwiedergabe zu erreichen. Bis etwa 1940 wird Ufacolor daher vor allem in zahlreichen Werbefilmen, aber auch in dreizehn Kulturfilmen eingesetzt. Im Werbefilm beeindruckt Ufacolor in abstrakten Animationsfilmen. Ufacolor-Kulturfilme zeigen zumeist Tieraufnahmen; daneben entstehen Städte- und Tanzfilme sowie eine politische Aktualität über Das deutsche Erntedankfest 1934 auf dem Bückeberg. Kleine Produktionsfirmen experimentieren aber auch mit Spielfilmszenen in Ufacolor. [77]
Service
Neue Archivfilme im Verleih – 2009 (IV) [93]
Erich Kettelhut – Der Schatten des Architekten. Hg. von Werner Sudendorf. München: Belleville Verlag 2009 (Chris Wahl) [99]
Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen (Hg.): Fritz Langs Metropolis. München: Belleville Verlag 2010 (Philipp Stiasny) [101]
Christian Dewald (Hg.): Arbeiterkino. Linke Filmkultur der Ersten Republik. Wien: Verlag Filmarchiv Austria 2007 / Brigitte Mayr, Michael Omasta (Hg.): Fritz Rosenfeld. Filmkritiker. Wien: Verlag Filmarchiv Austria 2007 / Christian Dewald, Michael Loebenstein (Red.): Proletarisches Kino in Österreich. DVD 1: Arbeiter Kino 1 – Spielfilme, DVD 2: Arbeiter Kino 2 – Dokumentarfilme. Wien: Verlag Filmarchiv Austria 2007 (Kai Nowak) [103]
Michael Eckardt: Zwischenspiele der Filmgeschichte. Zur Rezeption des Kinos der Weimarer Republik in Südafrika 1928-1933. Berlin: Trafo Verlag 2008 (Kerstin Stutterheim) [107]
Sabine Lenk: Vom Tanzsaal zum Filmtheater. Eine Kinogeschichte Düsseldorfs. Düsseldorf: Droste-Verlag 2009 (Herbert Birett) [110]
Stefan Eickhoff: Max Schreck: Gespenstertheater. München: Belleville Verlag 2009 (Jürgen Kasten) [111]
Christine Haase: When Heimat Meets Hollywood. German Filmmakers and America, 1985-2005. Rochester, New York: Camden House 2007 (Michael Wedel) [113]
Michael Töteberg: Romy Schneider. Reinbek: Rowohlt Verlag 2009 / Daniela Sannwald, Peter Mänz (Hg.): Romy Schneider. Wien – Berlin – Paris. Berlin: Henschel-Verlag 2009 (Michael Grisko) [115]
Besprechungen II – online
Zuschrift [117]
Film-Editionen
Mitarbeiter dieser Ausgabe [120]
Impressum [124]