Veit Harlans „Opfergang ist ein Film, der in keine Kategorie und kein Genre passt“, schreibt Fritz Göttler anlässlich der neuen, farbrestaurierten Fassung des ungleichen Zwillings von Immensee. Harlan drehte die beiden Filme 1942-43 als Parallelproduktionen für die Ufa in Agfacolor. Opfergang und Immensee erzählen eine klassische Dreiecksgeschichte, in beiden Filmen finden die Liebenden – jeweils von Carl Raddatz und Kristina Söderbaum dargestellt – nicht zueinander.
Ästhetische Grundlage ist das frühe Agfacolor-Verfahren, dessen typischen Pastell-Look Harlan für eine effektive Farbsymbolik nutzt: Farblosigkeit für die Leblosigkeit der großbürgerlichen Schönheit Octavia durch Creme-, Weiß- und Silbertöne; starke Farbakzente dagegen für die verzweifelte Lebendigkeit der todkranken Exotin Aels. Die Morbidität und Sinnlichkeit von Opfergang – von Goebbels als „Todeserotik“ tituliert – wirken verstörend. Dadurch wird gerade Opfergang zu einem Film, der eine eindeutige Einordnung Harlans in die NS-Propagandamaschinerie erschwert, obwohl mit Jud Süß alles so eindeutig zu sein scheint.
Einführung: Anke Wilkening
Am Freitag, den 6. Januar 2017 um 18.30 Uhr im Zeughauskino