1963/64 entstand in der DDR ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm: DEUTSCHLAND – ENDSTATION OST (1964). Der belgische Dokumentarist Frans Buyens interviewte Straßenpassanten in Ost-Berlin und Dresden, Fabrikarbeiterinnen und Technische Zeichnerinnen der Warnow-Werft in Stralsund, Kleinunternehmer in Chemnitz, LPG-Bauern in der Provinz, ausländische Studenten am Gottfried-Herder-Institut in Leipzig und Industriearbeiter in Magdeburg und Eisenhüttenstadt. „Die DDR, mit den Augen eines Ausländers gesehen“, so lautete der ursprüngliche Filmtitel. Wenige Jahre nach dem Bau der Mauer dokumentierte Buyens Zustimmung, ablehnende Stimmen, auch Ängste der Befragten. Er befragte Grenzsoldaten nach dem Schießbefehl, hielt Zögern und forsche Haltungen fest (Kamera: Hans Eberhard Leupold). Gleichwohl ist es ein Film eines Sympathisierenden mit der DDR. Anfänglich von Spitzenfunktionären der SED, des Kulturministeriums und des FDGB gefördert, geriet die Produktion ins Ränkespiel im Vorfeld des so genannten „Kahlschlag“-Plenums 1965. Nur mit Mühe gelang es Buyens, den Film am Rande des Leipziger Dokumentarfilmfestivals zu zeigen. Danach fiel er bis zum Ende der DDR dem Vergessen anheim.
Einführung: Thomas Heimann, Speyer, Medienhistoriker
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
24. November 2006, Arsenal 2